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Gematria - die Mystik von Worten

Gematria - die Mystik von Worten

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Nicht nur in der Bibel werden Namen, Phrasen und Zahlen in unterschiedlichster Weise gedeutet, sondern auch in anderen heiligen Schriften wie der jüdischen Thora. Dabei bedient sich insbesondere das Judentum einer komplizierten Deutungsweise - der Gematria. Sie taucht in mehreren Kulturkreisen auf und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit.

Wenn Buchstaben gleich Zahlen bedeuten

Das Verfahren der Gematria scheint zunächst simpel: Jedem Buchstaben ist eine bestimmte Zahl zugeordnet. So lässt sich aus jedem Wort die Summe berechnen. Vergleicht man nun die Werte mehrerer Wörter, so ergeben sich Wortgruppen die ansonsten keinen Bezug zueinander hätten - Wortpaare mit den selben Zahlenwerten. Wie zum Beispiel "Hello" und "Devil" (Hallo und Teufel), deren Buchstaben jeweils eine Summe von 52 ergeben.

Ursprung

Im hebräischen Alphabet, wie auch im griechischen, existieren bis heute keine Zahlzeichen - um einen Zahlenwert zu verschriftlichen, werden die Buchstaben selbst verwendet. Aus diesem Grund ärgern sich beispielsweise auch heute noch Schüler, das griechische Zahlensystem zu ihrer Allgemeinbildung dazuzählen zu müssen (I = 1; V =5; L = 50; etc.). Durch das Fehlen von Zahlzeichen entstand somit das System der Gematria und intensivierte sich vor allem im jüdischen Kulturraum.

Habt ihr mittlerweile schon Lust bekommen beispielsweise euren Namen durch das Gematrie-System auswerten zu lassen? Dann schaut doch einfach bei diesem englischen Gematria-Rechner vorbei.

Auslegungssache

Der Sinn hinter dem Gematria-Berechnung liegt mitunter in der erweiterten Auslegung von jüdischen Glaubenstexten. Eine von vielen Interpretationen ist zum Beispiel diese:

Ein jüdischer Glaubenstext beihaltet folgendes Zitat - "Der Tröster ist ein Keim". Übersetzt und nach der Gematria berechnet, bilden beide Wörter, Tröster (Menachem) und Keim (Semach) den selben Zahlenwert, nämlich 138. Dieser Zusammenhang soll die messianische Aussage "Der Tröster ist ein Keim" begründen.

Komplizierte Methoden

Doch die Gematria ist alles andere als ein einfaches Rechenspiel. Es gibt über 70 Varianten einem Wort den entsprechenden Zahlenwert zu berechnen. Das bereits genannte Verfahren, jedem Buchstaben eine bestimmte Zahl zuzuordnen, ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Nach dem Verfahren des Atbaschs beispielsweise, wird jedem Buchstaben der Wert zugeordnet, welcher ihm im Alphabet gegenübersteht - der erste Buchstabe im Alphabet bekommt somit den Wert des letzten; der zweite Buchstabe den des vorletzten; usw.

Das Verfahren der Gematria, welches an sich schon für freigiebige Interpretationen sorgt, führt durch Dutzende von weiteren Berechnungsvarianten zu einem unbegrenzten Spielraum für allerlei phantasievolle Interpretationen. Doch nichtsdestotrotz begeistert das System der Gematria auch weiterhin - für die einen als mystische Entschlüsselungstechnik, für die anderen als ein unterhaltsames Zahlenspiel.

Bildquellen

  • Hebräische Schriftzeichen: Bildrechte bei der 1337 UGC GmbH