Nur ein Motto zählt: FISH! – Unsere Jugendwörter mit F
Jugendsprache transformiert biedere und alltägliche Formulierungen in einen möglichst lässigen, coolen und entspannten Slang. Was für die Jugendsprache im Allgemeinen gilt, das gilt für die Jugendwörter mit F im Besonderen: Da kann man bei einem kurzen Mittagsschlaf oder Powernapp mal kurz fermentieren, oder beim Fernschimmeln einmal an anderen als den bisher gewohnten Orten abhängen. Dabei gilt es, möglichst lässig zu fluffen (sich ungezwungen und gelöst bewegen) und immer schön flauschig zu bleiben (also entspannt und gelassen zu bleiben). Denn ein Motto zählt: FISH! (Fuck it. Shit happens.)
Alle Jugendwörter mit F beginnend könnt ihr ganz flauschig in unserem Jugendsprachlexikon unter Jugendwörter mit F nachlesen.
Fermentieren meint eigentlich die Veredlung von Lebensmitteln durch mikrobiologische Prozesse. Die Jugendwörter mit F verstehen darunter jedoch etwas ganz anderes.
Jugendwörter mit F: Von Fans und Facebook
“Dagi hat ihre YouTube-Karriere beendet!” - Eine News, bei der viele Fanboys und Fangirls (junge, zum Teil fanatische Fans) des YouTube-Stars mit Sicherheit sofort Filme schieben dürften, also in Angst und Schrecken versetzt werden. Doch zum Glück handelt es sich bei der Nachricht nur um eine schlechte Fan-Fiction (Geschichte eines Amateurs über eine Berühmtheit). Oder doch nur um einen Fake (eine Lüge bzw. ein Lügenmärchen), den ein Faker (Blender, Hochstapler, Lügner) als Facebook-Official (Neuigkeit, die im sozialen Netzwerk gepostet wird, um sie bekannt zu machen) böswillig gepostet hat. Ein Fanzine (Fan-Magazine) beruhigt die aufgebrachte Fangemeinde: Mit Dagi, dem fame (gefeierten, geachteten) und fancy (spitze, ausgezeichnet, formidabel) Teenie-Star ist alles in bester Ordnung. Sie wird ihren Inhalten also auch weiterhin ordentlich flashen (glänzen, Aufsehen erregen).
Ein erdachtes Szenario, das zeigt, wie selbstverständlich die Welt von Facebook und Co., aber auch die Fankultur in die Jugendsprache und auch unter die Jugendwörter mit F Einzug gefunden haben. Weitere Jugendwörter mit F unterstreichen das:
So ist eine Facebook-Schlampe eine Person, die alle Freundschaftsanfragen auf diesem Social Media Kanal annimmt, nur um eine möglichst große und ansehnliche Freundesliste zu erhalten. Wer alles über einen anderen Menschen herausfinden möchte, der versucht dies auch, indem er durch facebooken möglichst viele Details zur betreffenden Person in Erfahrung bringt. Beim Fangirlen hingegen handelt es sich um das Phänomen, sofort auszuflippen und in Euphorie zu geraten, sobald es Neuigkeiten vom angehimmelten Star gibt.
Das böse F-(Jugend-)Wort?
Das böse F-Wort hat sich seit Jahren fest in den deutschen Sprachgebrauch eingegraben. Wie sollte es da anders sein, als dass auch die Jugendwörter mit F einige böse F-Wörter kennen. Sie wirken manchmal sehr derbe, bringen dabei jedoch auch vieles treffend auf den Punkt: So ist eine Person, die fickbar ist, nicht etwa jemanden, mit dem der Sexualakt nach Berücksichtigung aller biologischen oder gesetzlichen Rahmenbedingungen vollzogen werden kann, sondern jemand, mit dem man sehr gerne schlafen würde, also beispielsweise mit einem Filet, wie ein scharfes und attraktives Mädchen genannt wird.
Junge Männer, die die Nase voll haben, vom sogenannten Fappieren (Onanieren beim Mann), machen sich auf zum Fummelbunker (Tanzschuppen), wo sie auf dem Floor (Tanzfläche) versuchen beim Fotzen glotzen (Mädchen nachschauen) möglichst gut zu feiern (spitz, klasse, toll sein) und zu fetzen (cool drauf sein), in der Hoffnung, möglichst bald einen brauchbaren Fuckbuddy zu finden. Also eine Person, die gerne und viel Sex hat und die dabei auch keine Probleme hat, im Gegenüber nur einen Fuckboy zu finden, also einen Mann mit dem man nur körperlichen Verkehr hat. Hoffentlich denken die Beteiligten vor lauter Lust jedoch auch an die Verwendung einer Frischhaltehaube, wie Kondome in der Jugendsprache genannt werden.
Nur bedingt mit dem bösen F-Wort zu tun hat dagegen ein anderes der Fehlfick. Denn er beschreibt anders als vielleicht anzunehmen wäre, keinen unmittelbaren sexuellen Ausrutscher, sondern lediglich den Gedanken an eine Person, mit der man diesen auf keinem Fall erleben möchte, mit der man im übertragenen Sinn also überhaupt nichts zu tun haben möchte, weil man sie entweder extrem unsympathisch oder extrem hässlich findet.
Übrigens: Das F-Wort selbst hat in der Jugendsprache einen Wandel erlebt. So meint ficken nicht mehr nur zu „vögeln“ (ebenfalls ein Jugendwort), sondern auch jemanden fertig zu machen oder von jemand fertig gemacht zu werden. Zudem gibt es eine anrüchige Wortkürzung: Dabei steht ficken für die Bezeichnung „fi(lm gu)cken“, also den Versuch, beim Filmschauen direkt zum Sex überzugehen oder einen Film anzuschalten mit der Intention, dass dieser bald schon nur noch eine Nebenrolle spielen wird.
Vereinfachende Abkürzungen?
Dass Abkürzungen die Sprache nicht immer vereinfachen, zeigen auch folgende Jugendwörter mit F. Denn dort finden sich etliche kuriose Kurzformeln, die allerdings nicht immer sofort eingängig und verständlich erscheinen:
- fml (fuck my live): Diese Abkürzung verwenden vor allem Personen, die mit sich selbst und ihrem Leben nicht im Reinen sind. Wo dieses Buchstabenkürzel zu finden ist, ist demnach Einfühlungsvermögen und Sensibilität gefragt.
- Für manch einen mögen selbst Begriffe wie skypen oder snapchatten als Bezeichnungen für verschiedene neue Formen der Video- bzw. Bildkommunikation noch fremd und unbekannt erscheinen. Noch weiter treiben es jedoch die, die für die Apple-Variante der Videotelefonie, das sog. “Face Time” nur noch das schlichte Kürzel ft kennen.
- Mit dem Kürzel FISH ist nicht das englische Wort für eine Meerestiergattung gemeint sondern der aufmunternden Zuruf „Fuck it. Shit happens“, der so viel bedeutet wie „Egal. Dumm gelaufen.“
- Etwas kryptisch hingegen wirkt die Formulierung fjden, die allerdings nichts anderes meint als „auf jeden (Fall)“.
- FMO: Das Kürzel steht für eine Abkürzung, die den Wunsch beschreibt, beim Erfolg einer Aktion nicht eingebildet und gierig zu werden. Hinter den drei Buchstaben versteckt sich der Spruch „Flying makes obseesed“ übersetzt „Fliegen macht süchtig.“
- FOMO (Fear of missing out): Bekommt man dieses Kürzel gesendet, so weiß man, dass sich das Gegenüber Sorgen macht, etwas zu verpassen. Man sollte dann besser besonders einfühlsam sein und etwas öfter von sich hören lassen.
- Fly: Das kurze Wort kann ein Kürzel sein für die Formulierung “fly sein”, was so viel bedeutet wie “besonders abgehen”. Übrigens das Jugendwort des Jahres 2016. Mit „am fly sein“ ist dann ein Überflieger und Sportskanonen gemeint, die besonders sportlich oder geistig begabt ist und denen scheinbar alles wie im Flug gelingt.
- Flor: Der Ausdruck steht für Hoffnungslosigkeit und Resignation.
Flixpack und Flexitarier - humorvoll auf den Punkt gebracht
Immer wieder bringt die Jugendsprache auch aktuelle gesellschaftliche Phänomene auf den Punkt. So kennen auch die Jugendwörter mit F einige humorvolle, zeitkritische “Vokabeln”. Da besitzt eine Person, die gerne und viel vor dem Fernseher sitzt, kein Sixpack, sondern einen eher weniger ansehnlichen Flixpack, also einen deutlich erkennbaren Bauchansatz. Das Jugendwort bezieht sich dabei besonders auf die immer bekannter werdende Streaming-Plattform Netflix, die von Jugendlichen mittlerweile mehr genutzt wird als das klassische Fernsehen und die wegen der hohen Verfügbarkeit von Serien ein echtes Suchtpotential besitzt.
Übrigens: Wer vom Flixpack zum Sixpack kommen möchte, für den empfehlen die Jugendwörter mit F das Fitnieren, also das Sporttreiben in einem Fitnessstudio, das eine gute Möglichkeit zum Abnehmen bietet.
Wer Besitzer eines Flixpacks ist, der sollte diesen besser nicht stolz zur Schau stellen. Denn auch wenn das Wort ähnlich klingt, wie das gut durchtrainierte Sixpack, so meinen die Jugendwörter mit F damit doch einen unschönen Bauchansatz, der durch den übermäßigen Konsum von Filmen und Serien über das Portal Netflix entstanden ist.
Wer eine Forever-Together-Beziehung führt, der ist nicht etwa jemand, der mit seinem Liebesglück viele Mitmenschen beeindruckt. Stattdessen bezeichnet die Jugendsprache mit diesem Titel eine Beziehung, die proaktiv und öffentlich im Netz zur Schau gestellt wird, von der aber auch vermutet wird, dass diese nicht zu lange hält.
Ebenfalls auf äußerliche Angelegenheiten spezialisiert ist der Faltenbügler, wie die Jugendsprache einen Arzt für plastische und kosmetische Operationen nennt.
Eine Person, die nur die Pflicht und keine Freizeit kennt, also ein Streber oder Karrieremacher ist, ist ein Freizeitkiller, eine Person, die dagegen nur Enthaltung und Fresspausen (Fastenkur, Abmagerungskursen) kennt, ist ein Hungerhaken, der aufpassen sollte, keine dürren, dünnen und blassen Friedhofsstelzen (Beine) zu bekommen.
Ein Faltenbügler ist in der Jugendsprache nicht etwa ein sehr ordentlicher Mann, der seine Hemden und Hosen ordentlich bügelt. Stattdessen meint der Begriff einen plastischen Chirurgen, der seine Kundschaft von lästigen Falten im Gesicht befreit.
Besonderheiten beim Essverhalten
Schließlich beschreiben die Jugendwörter mit F noch weitere Besonderheiten beim Essverhalten. So ist ein Flexitarier eine Person, die sich zwar im Alltag vegetarisch ernährt, die zu besonderen Anlässen jedoch auch gerne Fleisch isst. Der Begriff setzt sich zusammen aus den beiden Worten „flexibel” und „Vegetarier“.
Übrigens: Flexitarier sollten es mit dem gelegentlichen Fleischkonsum nicht übertreiben und keinesfalls in einen Fresskick (Fressattacke, Heißhungerattacke) verfallen, sonst droht ihnen unter Umständen die Gefahr einer Fressnarkose (Müdigkeit nach zu vielem Essen) oder sogar eines Foodback (das Gegessene wieder ausbrechen). Ein FeuFu (feuchter Furz) ist dann sicher noch ihr kleinstes Problem - freisure (Ableitung aus freilich und sicher (engl: sure))!
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