Wörter mit -UNG am Ende
Nachsilben verändern Wörter – Ein Blick auf deutsche Endungen
Wörter mit -UNG am Ende, sind dir bestimmt viele bekannt: End-UNG, Satz-UNG, Behaus-UNG und so weiter.
Ist dir aber schon einmal aufgefallen, dass ein Wort im Deutschen durch diese Endung, auch Nachsilbe oder Suffix genannt, seine Wortart und somit auch seine Bedeutung ändern kann? Diesen Vorgang nennt man in der Linguistik übrigens Derivation, also Ableitung, und das ist auch bei Wörten so, die die Nachsilben -LICH oder -HEIT verpasst bekommen.
Das Wort VOLLENDEN wird durch -UNG am Ende von einem Verb zu dem Substantiv VOLLENDUNG. Aus dem Adjektiv SCHÖN wird durch das Suffix, –HEIT zum Beispiel das Substantiv SCHÖNHEIT. Aus dem Substantiv TAG durch die Nachsilbe –LICH das Adjektiv TÄGLICH.
Generell kann man sagen, dass Wörter mit - sam, -ig, -lich, -isch, -haft -bar –los am Ende, Adjektive sind. Wörter mit -ung, -heit, -keit, -schaft, -tum, -nis, -sal, -ling, -lein, -chen, -sel, -tion am Ende, sind Nomen und Wörter mit–ier(en), -el am Ende sind Verben.
Manche Nachsilbe verändert die Bedeutung eines Wortes
Bestimmte Nachsilben können aber auch nur die Bedeutung eines Wortes ändern, wobei die Wortart gleich bleibt. Das nennt der Linguist dann Expansion. Dies ist bei Wörtern mit –CHEN am Ende im Zusammenhang mit einem Nomen zum Beispiel so, denn diese gibt dem Wort das Merkmal von „kleiner Gestalt“:
KIND wird so zu KINDCHEN und meist stellen wir uns darunter ja ein kleines Kind vor, zumindest ist es so auch eine Verniedlichung des Ursprungswortes.
Aber auch –IN ist ein Suffix, welches dem Morphem eine besondere Bedeutung gibt: Das Stammwort wird durch –IN am Ende weiblich. Diese Variante findet sich besonders häufig bei Ableitungen von Wörtern mit –ER am Ende.
So wird aus dem LEHRER die LEHRERIN, aus dem LEITER die LEITERIN.
Wörter können auch mehrere Suffixe haben. So besteht das Wort SCHÖNHEITEN aus dem Suffix –HEIT und der Endung –EN, die die Mehrzahl des Wortes SCHÖNHEIT wiedergibt.
Unter Derivation versteht man in der Linguistik die Bildung eines neuen Wortes aus einem anderen, wobei sich auch die Bedeutung des Grundwortes und nicht nur die Wortart verändern kann. Bei der Expansion hingegen wird die Bedeutung des Grundwortes verändert, die Wortart bleibt jedoch erhalten.
Linguisten sprechen übrigens nicht von Wörtern sondern von Morphemen. Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit einer Sprache. Da wir keine Linguisten sind, verwenden wir den Begriff Wort in diesem Artikel mal synonym für Morphem.
Ein Suffix wird auch Nachsilbe genannt. Doch Vorsicht! Hier sagt die Linguistik, dass ein Suffix nicht ganz der Nachsilbe entspricht. So gehören die Begriffe unterschiedlichen grammatischen Ebenen an: Während Suffixe Einheiten der Morphologie sind, gehören Nachsilben zur Lautstruktur. Diese beiden Ebenen decken sich nicht unbedingt!
So wird das Wort ACHTUNG morphologisch so getrennt: acht –UNG während es nach der Silbengrenze so getrennt wird: ach -TUNG
Dennoch verwenden wir hier für die Bezeichnung eines Suffixes auch das Wort Nachsilbe.
Noch mehr Wissenswertes über deutsche Nachsilben
Neben diesen Regeln der deutschen Sprache zur Änderung von Wörtern mit Hilfe von Nachsilben gibt es noch einiges Wissenswertes über die Suffixe an sich, was ich euch hier zusammengetragen habe.
Wörter mit -UNG am Ende waren häufig mal Verben
Das Suffix -UNG entwickelte sich zum universellen Mittel Verben in Substantive umzuformen. Im Laufe der Zeit wurde es auch Bestandteil eigenständiger Substantive, die keinen unmittelbaren Zusammenhang zum ursprünglichen Verb mehr haben und mittlerweile feststehende Begriffe sind. Zudem ist es ein Pendant zum lateinischen Suffix –TION und ersetzt dieses bei Fremdwörtern aus dem wissenschaftlichen und technischen Bereich. Schlechter Stil ist es allerdings auch, wenn generell Wörter mit -UNG am Ende substantiviert wird.
Wörter mit –HEIT am Ende beschreiben die Art und Weise
So stammt die Nachsilbe –HEIT vom germanischen Wort *haidu- ab, was so viel wie Art und Weise, Erscheinung bedeutet. Als Suffix trat es schon sehr früh neben -î und -ida auf, die es bald verdrängte.
Wörter mit –KEIT am Ende sind immer weiblich
Auch –KEIT dient der Substantivierung von Adjektiven. Wörter mit –KEIT am Ende sind übrigens immer weiblich und bilden den Plural auf -EN. Es hat sich aus Wörtern mit den Endsilben -ic-heit und ec-heit entwickelt. Daher werden in manchen Bildungen Zwischensilben wie -lich oder -ig eingefügt, wenn sie nicht schon im Adjektiv enthalten sind: eine SCHNELLIGKEIT, mehrere SCHNELLIGKEITEN.
Als schlechter Sprachstil gilt es übrigens Substantive, die durch die Nachsilbe –HAFT adjektiviert sind, durch das anhängen der Silbe –KEIT wieder zu substantivieren: BILDHAFTIGKEIT ist so ein Wort.
Wörter mit –BAR am Ende weisen auf eine Möglichkeit hin
Das Suffix -BAR geht zurück auf das althochdeutsche bāri, das zum Verb beran „tragen“ gehört. -BAR ist ein häufiges Suffix bei der Bildung von Adjektiven aus Verben. Aus „heilen“ wird „heilbar“.
Die Bedeutung von -BAR lässt sich mit „können“ umschreiben, da es auf eine Möglichkeit hinweist: „heilbar“ bedeutet dann, dass jemand „geheilt werden kann“.
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