Das erste Kreuzworträtsel feiert 100 jähriges Jubiläum

100 Jahre ist es alt geworden - das erste Kreuzworträtsel der Welt. Heute ist es, trotz der großen Konkurrenz von Klassikern wie Scrabble oder Boggle, das international erfolgreichste Wortspiel. wort-suchen.de hat einen Blick hinter die Kulissen - Entschuldigung und Kreuzwortraster - geworfen.

Der Journalist Arthur Wynne

Als der Journalist Arthur Wynne den Auftrag bekam, für die Weihnachts-Beilage der amerikanischen Zeitung New York World ein Denkspiel zu entwerfen, kam ihm die Idee seines Lebens. Er erinnerte sich zurück an seine Kindheit im englischen Liverpool, wo das lösen von sogenannten magischen Buchstabenquadraten äußerst beliebt war. Richtig gelöst, entstanden in diesen gerasterten Quadraten waagerecht wie senkrecht dieselben Wörter. Wynne kombinierte dieses Prinzip mit Fragen nach bestimmten Wörtern. So erfand er das erste Kreuzworträtsel der Welt.

Am 21. Dezember 1913 war es schließlich soweit. Die New York World veröffentlichte das erste Kreuzworträtsel der Welt und taufte es FUN'S Word-Cross Puzzle. Die Antworten, nach denen Wynne fragte, waren nicht einfach zu erraten: So sollte ein Fluss in Russland (Newa), eine aromatische Pflanze (Narde) und eine Eigenschaft benannt werden, nach der alle Menschen streben sollten (moralisch zu sein). Das Rätsel erfreute sich bei den Lesern großer Beliebtheit und wurde schnell zu einer wöchentlichen Rubrik.

Im Kreuzworträtsel-Fieber!

Der richtige Durchbruch des Kreuzworträtsels ließ allerdings noch weitere 10 Jahre auf sich warten, bis zwei Absolventen der New Yorker Columbia University einen Verlag gründeten, ohne recht zu wissen, was sie eigentlich verlegen wollen. Auf Anraten einer Denksport begeisterten Tante nahmen sie ihren Mut zusammen und veröffentlichten 1924, zunächst noch unter einem Pseudonym, eine erste Rätselsammlung von etwa 50 Kreuzworträtseln. Dabei hätten sich die beiden Herren gar nicht hinter einem falschen Verlagsnamen und einer spärlichen Auflage von nur 3.600 Exemplaren verstecken müssen, denn diese war ein voller Erfolg! Die Auflage stieg in den ersten Jahren auf über 100.000 Exemplare an und weitere Neuauflagen erschienen.

Das Kreuzworträtsel eroberte die Herzen der US-amerikanischen Wortspieler im Sturm. Neben weiteren Rätsel-Sammelbänden entstanden eine Reihe von Kreuzwort-Lexika. In Los Angeles wurde aufgrund der hohen Nachfrage sogar die Nutzungsdauer von Kreuzwort-Lexika eingeschränkt und die Bahngesellschaft Baltimore & Ohio Railroad stattete seine Passagierwaggons eigens mit Wörterbüchern aus. Selbst in den Tanzsälen, zu Zeiten der Goldenen 20er Jahre, wurde in den Pausen an Kreuzworträtseln geknobelt. Der Komponist Rudi Schwarz widmete 1926 dem beliebten Ratespiel sogar einen eigenen Kreuzworträtsel Foxtrott!

Ein Land war im Kreuzworträtsel-Fieber und das erfolgreiche Wortspiel wurde zu einer der beliebtesten Freizeitbeschäftigung der 1920er Jahre. Diese Entwicklung ging jedoch einigen US-Amerikanern zu weit. Sie konstatierten, dass die Nation unter einem Rätselwahn leide und die Produktivität des Landes sinke, weil alle nur noch am Wörterraten sein, anstatt zu arbeiten. Einige Kritiker versuchten sogar das Kreuzworträtsel-Knobeln rechtlich verbieten zu lassen. Ohne Erfolg, wie wir heute wissen.

Eine Erfolgsgeschichte

Es brauchte nicht lange, bis das Kreuzworträtsel auch zu einer internationalen Erfolgsgeschichte heranwuchs. So kam das Rätsel erstmals im Jahr 1922 nach Europa, als in Großbritannien das Pearson's Magazine sein erstes Kreuzworträtsel abdruckte. Dem folgte 1925 die Berliner Illustrierte Zeitung und brachte somit auch die Deutschen ins Ratefieber. Heute sollen wohl mehr als 43 Millionen Deutsche regelmäßig an Kreuzworträtseln knobeln.

Das Erfolgsrezept, welches das Kreuzworträtsel auch heute noch zum beliebtesten Wortspiel der Welt macht, besteht aus seiner Universalität: Das Rätsel ist nicht nur international, da es sich für alle Sprachen eignet. Nein, es ist auch stets zeitgemäß, da sich die Fragen an das aktuelle Weltgeschehen und -wissen anpassen lassen. Zudem ist es durch die endlos scheinenden Möglichkeiten an Rasterformen auch noch kreativ. Da sich Kreuzworträtsel auf Papier genauso gut lösen lassen wie auf dem Laptop oder dem Smartphone, können sie selbst zu Zeiten der Digitalisierung weiter mithalten.

Und trotzdem sind Kreuzworträtsel nicht mehr so beliebt wie noch in den 1920er Jahren. Die Konkurrenz wird größer. Will Schortz, der Rätselchef der New York Times, glaubt hingegen an die Unsterblichkeit von Kreuzworträtseln. In einem Interview sagte er sogar voraus, dass selbst die Printmedien vor den Kreuzworträtseln abtreten werden.

Arthur Wynne, der stille Erfinder des ersten Kreuzworträtsels, hat an dem Wortspiel-Erfolg leider kaum teilhaben können, da er sein Rätsel nicht patentieren ließ. Bereut hat Wynne es aber wohl nicht. Er sah sich viel mehr als einen Entdecker - als Erfinder: "Alles, was ich gemacht habe war, eine Idee, die so alt ist wie die Sprache selbst, zu benutzen und nur durch die Einführung von schwarzen Feldern zu modernisieren." Wynne starb 1945 im Alter von 75 Jahren im US-Bundesstaat Florida.