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Ein Interview mit Sebastian Herzog

Ein Interview mit Sebastian Herzog

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Der Scrabble-Präsident

Keiner beschäftigt sich so sehr mit Scrabble wie er: Sebastian Herzog, Gründer und Vorsitzender des Scrabble Deutschland e.V.

Von Turnier-Scrabblern wird er halb ehrfürchtig, halb mit einem Augenzwinkern als „Herr Präsident“ angesprochen. Juliane Fritz hat ihn während der 4. Berliner Scrabbinale zwischen zwei Spielen gesprochen.

 

Sebastian, ich habe gelesen, dass du wenigstens fünf Mal in der Woche Scrabble spielst. Kannst du dich eigentlich noch an dein erstes Spiel erinnern?

Das war auf der Terrasse bei meinen Eltern, als ich 10 oder 11 war. Ich habe zuerst meinen Eltern beim Spielen zugesehen und bin langsam eingestiegen.

 

War das Spiel gleich beim ersten Mal so richtig spannend für dich?

Nein, denn beim ersten Mal wurde ich noch ordentlich abgezogen. Ich habe gegen meine Mutter gespielt. Damit ist meine Mutter quasi die Mutter aller Turniere – weil sie meine Mutter ist – und weil ich ja mit dem Scrabble Deutschland e.V. das erste Turnier gestartet habe: Das ZEIT-Turnier im Jahr 2000. Es fand – bezeichnenderweise – am Wörthersee statt.

 

Das war jetzt aber ein großer Sprung – von der Terrasse deiner Eltern zum ersten deutschen Scrabble-Turnier. Was ist dazwischen passiert?

Ich bin zweimal durchs Abitur gefallen, habe ein Jahrespraktikum im Kindergarten gemacht, dann eine Ausbildung zum Fotolaboranten, habe als Croupier im Casino gearbeitet und Kreuzworträtsel für eine lokale Zeitung geschrieben.

Es lief alles eher schlecht als recht und ich musste mir etwas anderes überlegen. Also kam ich auf die Idee, Scrabble-Rätsel anstatt Kreuzworträtsel zu machen. Ich schreibe jede Woche ein Rätsel für das ZEIT-Magazin. Darüber kam ich in Kontakt mit der Spiele-Firma Mattel. Irgendwann saß ich mit denen zusammen und wir haben überlegt, was man in Sachen PR für das Spiel tun kann. Die Idee war eine Schülermeisterschaft – das hatte auch gleich etwas karitatives.

 

Es gab also vor dem ZEIT-Turnier schon ein Jugendturnier?

Ja. Das war auch der eigentliche Grund, den Scrabble Deutschland e.V. zu gründen. Wir brauchten einen Verein, um die Meisterschaft über die Bühne zu bringen. Damals hatte ich das alles noch gar nicht vor, was jetzt daraus wurde.

 

Ich vermute, deshalb steht auf der Vereinsseite so viel über eure Ziele mit der Jugendarbeit. Ihr wollt den Jugendlichen die “Vielseitigkeit der deutschen Sprache” und die Grammatik nahe bringen. Ist das nur ein gut klingendes Ziel oder kann man das wirklich übers Spiel schaffen?

Und ob! Es war hochimposant, wie diese 13- bis 15-jährigen da rangegangen sind. Die Schüler haben mit dem Duden gelernt. Sie haben sogar in die Grammatik geguckt. Das würden sie freiwillig doch nie tun! Es hat ihnen sogar beim Rechnen etwas gebracht. Unter den Jugendlichen gab es verbreitet Schwächen in der Multiplikation. Beim Spiel kam dem einen oder anderen die Erkenntnis: Wenn ich richtig gerechnet hätte, dann hätte ich gewonnen. Als Gegner musst du deinen Mitspieler ja nicht korrigieren, wenn er seine Punkte falsch zusammenrechnet, es ist seine eigene Dummheit. So haben sie zugleich Rechnen geübt.

Für diese Jugendmeisterschaft habe ich mir zum ersten Mal die Scrabble-Regeln vorgenommen. Bis dahin waren die sehr schwammig. Da stand: Zulässig ist, was die Grammatik zulässt. Also habe ich das 14-seitige Scrabble-Regelwerk geschrieben.

 

Das heißt, wenn ich mir heute ein Scrabblespiel kaufe und die Regeln aufschlage, dann steht da dein Text?

Ja. Mattel hatte mich darum gebeten, die Regeln zu aktualisieren. Das war sogar noch vor der Vereinsgründung.

 

Nun ist auch klar, warum du hier bei der Scrabbinale der Schiedsrichter bist. Niemand kennt sich mit den Regeln besser aus als du. Erzähl doch mal, was waren die kniffligsten Fälle in denen dein Rat las Schiri gebraucht wurde?

Da erwischst du mich auf dem falschen Fuß, das merke ich mir nicht. Ganz allgemein können Wort-Ableitungen strittig sein. Komparative und Superlative. Manchmal gibt es da ein bisschen Spielraum. Aber ich erinnere mich nicht, dass jemand mal total unzufrieden mit meiner Entscheidung war.

 

Du bist der Schöpfer der Turniere, Rätsel-Schreiber, Schiedsrichter – kann man sagen, dass du der einzige Deutsche bist, der von Scrabble lebt?

Das kann man so sagen.

 

Bist du, wie es sich für einen Schiedsrichter gehört, total streng mit den Regeln oder kommt es vor, dass du im Kreise deiner Familie nach eigenen Regeln spielst?

Klar! Meine Tochter bekommt schon einen Bonus, wenn sie ein Wort mit 6 Buchstaben legt. Wir tauschen auch Blankos aus. Doch der Rest ist ziemlich korrekt. Ich dulde keine falschen grammatischen Formen.

 

Was für eine Art Spieler bist du? Lernst du Wortlisten auswendig?

Nein, mein Wortschatz ist nicht so groß. Ich lerne keine Kurzwortlisten und lege mehr lange Wörter und Bingos. Ich bin ein Taktiker. Ich versuche in Führung zu gehen und mache dann zu. Ganz einfach!

 

Nutzt du wort-suchen.de?

Ja. Ich finde die Seite großartig. Ich spiele mehrheitlich online. Mit meinen Partnern einige ich mich, dass wir nur den Duden benutzen und nicht wort-suchen.de. Aber nach einem Zug kucke ich gerne mal nach, was ich noch hätte legen können – und da schlägt's dich nieder! Das ist schon gigantisch.

 

Vielen Dank für das Interview!

Gern geschehen!

 

 

Bildquellen

  • 13 Der Präsident Sebastian Herzog: Bildrechte bei der 1337 UGC GmbH