Acht Fragen an die Rätselautorin Annekatrin Baumann

Annekatrin Baumann, Jahrgang 1989, ist eine vielseitige und leidenschaftliche Designerin für Rätselerlebnisse. Seit 2018 arbeitet sie als freiberufliche Rätsel- und Buchautorin. (https://www.annekatrinbaumann.de/)

Zu ihrem Repertoire gehören u.a. Geschichten und Mangas im Escape Room-Stil, Krimi-Kalender und interaktive Apps. Aus Ihrer LOGIKA Rätselbuch-Serie sind bereits 6 Bände erschienen, von denen insgesamt über 53.000 Exemplare verkauft wurden.

Frau Baumann, wie und wann sind Sie in die Welt der Rätsel eingetaucht?

In der Welt der Rätsel fühle ich mich schon lange zuhause. Spätestens ab dem Grundschulalter und dem ersten Mathematikunterricht hatte ich Gefallen am logischen Denken und kniffligen Aufgabenstellungen gefunden. 

Einige Jahre später, 2018, habe ich für meine beste Freundin zu ihrem Junggesellinnenabschied einen Escape Room in einen alten Kohlekeller gebaut. Dafür habe ich löten gelernt, mit Mikrocontroller-Programmierung angefangen, eine Story entwickelt und natürlich die Rätsel des Raumes entworfen. Der Escape Room war ein voller Erfolg und kam sowohl bei den Testgruppen als auch beim Junggesellinnenabschied super an. Wenig später saß ich zufällig in privater Runde mit einem Verlagsmitarbeiter an einem Tisch, der die Geschichte vom selbstgebauten Escape Room mitbekommen hat und mich spontan gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte Rätselbücher zu schreiben. Es stellte sich heraus, dass der Verlag gerade nach neuen Autoren:innen suchte. Zwei Proberätsel und wenige Wochen später war der Vertrag für meine ersten beiden Rätselbücher der Logika-Reihe unterschrieben. 

Wie viele Escape-Rooms haben Sie schon geknackt?

Gar nicht mal so viele. Vermutlich so um die zehn Stück. Dafür habe ich aber bereits als Kind immer mindestens eine Rätselzeitschrift mit in den Urlaub genommen und saß dann mit meinen Logikrätseln am Strand. 

Sie arbeiten gerade an der Tatort Experience App. Dabei spielt der Stuttgarter Tatort eine besondere Rolle. Holen Sie sich auch aus Krimi-Filmen Inspiration?

Das Tatort Game ist inzwischen veröffentlicht und kann unter www.tatortgame.de kostenlos gespielt werden. Für dieses Rätselspielerlebnis durfte ich die Rätsel beisteuern, während die Story von einem Drehbuchautor geschrieben wurde. 

Auch wenn ich als Kind mit meinen Eltern viele Vorabend-Krimiserien wie Derrick oder Der Alte geschaut habe, gehören Krimis inzwischen eher nicht mehr zu meinen bevorzugten Filmgenres. Ich bin aber davon überzeugt, dass für kreative Arbeiten alle Eindrücke und Einflüsse ihren Teil zur Inspiration beitragen!

Wenn das Budget keine Rolle spielen würde, was wäre Ihr nächstes Wunsch-Projekt?

Über das Budget müssen sich bei meinen Projekten ja zum Glück eher die Verlage Gedanken machen. Aber wenn man mal die Finanzen komplett außen vorlässt, fände ich die Idee eines großen Rätsel-Festivals sehr reizvoll. Mit vielen mobilen Escape Rooms, aber auch interaktiven Ständen und Bühnenevents, Rätsel-to-go und insgesamt einfach eine ähnliche Stimmung wie auf einer Maker-Faire. 

Wenn sich Ihr beruflicher Alltag um Rätsel dreht, knobeln Sie dann auch noch privat?

Absolut! Wenn mir das Rätseln selbst keinen Spaß mehr machen würde, könnte ich wohl meinen Beruf auch nicht mehr ausüben. Jedoch bevorzuge ich beim privaten Rätseln sehr puristische Logikrätsel, die richtige Knoten im Hirn verursachen. Also das genaue Gegenteil zu den unterhaltenden Escape Room Rätsel, die meist in eine spannende Geschichte eingebettet sind und darauf ausgelegt sind, dass man mit ein wenig Knobeln gut und schnell auf die Lösung kommen kann. 

Eine meiner Lieblingsrätselarten findet man unter dem Stichwort „Logicals“. Wenn ich mich dann an einem solchen Rätsel festgerätselt habe, kann ich auch nicht mehr aufhören, bis ich es geschafft habe. Bei den richtig schweren Exemplaren kann es schon mal vorkommen, dass ich mehrmals allen bisherigen Fortschritt ausradieren und von vorne anfangen muss. Aber das macht das Erfolgserlebnis am Ende, wenn ich es dann doch geschafft habe, umso befriedigender.

Sind Kreuzworträtsel, Schüttelrätsel oder Buchstabensalate auch Teil Ihrer Rätsel?

In abgewandelter Form kommen natürlich auch die klassischen Rätselarten in meinen Werken vor. Aber ich versuche bei den sogenannten Klassikern immer noch einen kleinen Twist und ein kleines Um-die-Ecke-denken einzubauen, sodass es sich nicht nach reinem Abarbeiten anfühlt, sondern stets ein kleiner Aha-Moment bei den Rätselnden stattfindet. 

Sie schreiben in Ihrem Blog, dass sie bei der Recherche für neue Rätsel oft in der Bibliothek alle möglichen Rätselbücher durchgehen. Dabei erstellen Sie eine Liste mit den passenden Suchbegriffen. Wie kommen Sie auf diese Suchbegriffe?

Beim Durchsuchen der Bibliotheksbestände haben sich verschiedene Kombinationen einiger Wörter als nützlich erwiesen. Meistens sehen die Suchanfragen so, oder so ähnlich aus: „logik spiel“, „rätsel aufgabe“, „escape spiel“. Da ist auch viel Ausprobieren und Erfahrung mit dabei. Außerdem ist es nützlich, wenn man eine Liste führt, welche Bücher man schon durchrecherchiert hat. 

Auch für Kreuzworträtsel und Scrabble ist es wichtig, regelmäßig den eigenen Wortschatz zu erweitern. Haben Sie Tipps, wie das am besten gelingt?

Wie bei so vielem was mit Sprache zu tun hat, wäre mein erster Tipp mehr zu lesen. Beim Lesen erweitert sich der aktive und passive Wortschatz ganz automatisch. Aber auch kreative Interaktion mit anderen Menschen kann helfen. Deshalb ist mein zweiter Tipp wieder mehr zu spielen – egal ob analog oder digital. Solange es dabei zu echter Interaktion kommt, ist auch das Sprachzentrum aktiv. Und dass Spielen viele soziale, sprachliche und strategische Kompetenzen schult, ist bei jeder Spielerunde – egal ob Kinder oder Erwachsene – festzustellen.