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Mehrfacher Kreuzworträtselmeister Markus Heyer im Interview

Mehrfacher Kreuzworträtselmeister Markus Heyer im Interview

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Acht Fragen an den amtierenden deutschen Kreuzworträtsel-Meister Markus Heyer

Markus Heyer gewann 2017 und 2018 den ersten Platz der deutschen Kreuzworträtsel-Meisterschaft. Hauptberuflich ist er Dozent an der Holzfachschule Bad Wildungen und verschreibt sich zusäztlich der Mentalmagie. Im Interview mit uns berichtet er, was Kreuzworträtsel für ihn so besonders machen.

 

Herr Heyer, Sie sind leidenschaftlicher Buchstabenakrobat, gedankenlesender Mentalmagier und mehrfacher deutscher Kreuzworträtsel-Meister. Wie kam es zu dieser Mischung?

Ich habe mich schon sehr früh für das Rätseln begeistern können. Schon in der Grundschule habe ich gerne spezielle Rätselhefte für Kinder gekauft. Etwas später habe ich meiner Oma immer geholfen, das aktuelle Kreuzworträtsel aus der Tageszeitung zu lösen. Da dieses Rätsel für meine Oma „reserviert“ war, habe ich mir viele weitere Rätselzeitschriften geholt, um mit diesen Rätseln zu trainieren und insbesondere meine Oma zu unterstützen. Dabei habe ich nicht nur Rätsel gelöst, sondern auch selbst welche erstellt, um meinen Freunden und meiner Familie eine Freude zu machen. Im Laufe der Zeit habe ich mich auch intensiver mit fast allen Rätselagenturen auf dem deutschen Markt beschäftigt und habe die charakteristischen Eigenschaften ihrer Rätsel kennengelernt. Dies bringt mir zwar nicht unbedingt einen Vorteil beim Lösen, aber durch meine Recherchen bin ich so auf die Deutschen Kreuzworträtsel-Meisterschaften aufmerksam geworden, konnte mich 2014 für die Teilnahme qualifizieren und habe als Newcomer auf Anhieb den 3. Platz belegt.

Meine Begeisterung zur Zauberei lief zufälligerweise parallel ab. Ich musste in der 1. Klasse für ein paar Tage ins Krankenhaus und war absolut begeistert, als mein Bettnachbar mir seinen Zauberkasten vorstellte. So bin ich zunächst zur klassischen Zauberkunst gekommen. In der Oberstufe habe ich dann die Psychologie mit der Zauberei verbunden und mich in die Richtung Mentalmagie entwickelt. 

Sowohl die Buchstabenakrobatik als auch das Gedankenlesen sind dementsprechend Fähigkeiten, deren Anfänge schon in meiner Grundschulzeit zu finden sind und die ich immer weiterentwickelt habe. Momentan bin ich dabei, ein mentales Experiment zu kreieren, welches sich mit Kreuzworträtseln beschäftigt, um beide Bereiche auf eine sehr spektakuläre Weise zu verbinden. 

 

Was macht Kreuzworträtsel so besonders für Sie?

Ganz einfach: Am Schluss ergeben alle waagerechten und senkrechten Wörter einen Sinn. Außerdem sind Kreuzworträtsel allein durch ihren simplen Aufbau selbsterklärend, erlauben es aber trotzdem regelmäßig neue und spannende Rätselfragen zu integrieren, um auf diese Weise auch aktuelle Themen miteinfließen zu lassen. Kreuzworträtsellösen ist ein Hobby, das ganz nebenbei das Allgemeinwissen steigert und den Wortschatz erweitert. Durch den andauernden Wissensdurst und das befriedigende Gefühl, ein Rätsel beendet zu haben, wird das Kreuzworträtsel auch in Zukunft nicht aussterben. 

 

Welches war für Sie bisher das schwierigste Kreuzworträtsel aller Zeiten?

Zur Vorbereitung auf meine erste Teilnahme bei den Deutschen Kreuzworträtsel-Meisterschaften habe ich im Internet ein unsortiertes „Amerikanisches Kreuzworträtsel“ aus dem Finale der allerersten Meisterschaft gefunden. Bei einem Rätsel dieser Art stehen die Definitionen zeilen- und spaltenweise nicht in der richtigen Reihenfolge und es müssen die Schwarzfelder für die jeweilige Zeile und Spalte selbst gefunden werden. Gleich zu Beginn musste ich mich schon mit mehreren Fallunterscheidungen auseinandersetzen. Das machte das Ausfüllen besonders knifflig. Meine Motivation, es zu schaffen, hat aber letztendlich dazu beigetragen, dass ich am Ende ein vollständig ausgefülltes Kreuzworträtsel erhalten habe.

Auch an einigen anspruchsvollen kryptischen Kreuzworträtseln, die als Königsdisziplin unter den Kreuzworträtsellösern gelten und unter dem Namen „Um die Ecke gedacht“ bekannt sind, bin ich schon einige Male schier verzweifelt. 

Es gab aber auch schon normale Schwedenrätsel von schlechten Rätselagenturen, die enorm viele veraltete und exotische Begriffe beinhalteten, so dass bei mir die Lust am Raten auf der Strecke blieb. 

                     

Lösen Sie Kreuzworträtsel am liebsten mit dem Stift auf Papier oder digital?

Gerade im digitalen Zeitalter ist es für mich befreiend, etwas in alter Tradition mit Kugelschreiber oder Bleistift auf Papier auszuüben. Nur auf diese Weise kann ich mir einen besseren Überblick verschaffen und beim Ausfüllen fällt es mir leichter, schon die nächste Definition ins Auge zu fassen. Da ich nicht nur Schwedenrätsel löse, sondern auch Rätselarten, bei denen man die Definitionen erst den Kästchen zuordnen muss, stellt es mir gleichzeitig eine Hilfe dar, gelöste Umschreibungen durchzustreichen oder mir handschriftliche Notizen zu machen. Lediglich kleine Schwedenrätsel löse ich auch ab und zu in der digitalen Variante. 

 

Welchen Tipp würden Sie sich rückblickend selbst vor Ihrem ersten Turnier geben wollen?

Bei den letzten Deutschen Kreuzworträtsel-Meisterschaften war eine Regel in der Vorrunde, dass die Punktrichter nicht die kompletten Rätsel kontrollieren, sondern einige vorher definierte Felder im Rätselgitter. Das heißt, dass man sogar die volle Punktzahl erreichen kann, wenn man nicht das komplette Rätsel gelöst hat. Wenn aber einer der Kontrollbuchstaben falsch ist, bekommt man Minuspunkte. Deshalb empfiehlt es sich, nicht zu zocken und Felder, bei denen man sich unsicher ist, lieber freizulassen.

Ist man bei den Deutschen Kreuzworträtsel-Meisterschaften unter den vier Besten der Vorrunde, kommt man ins Finale und muss vor einem Flipchart ein Kreuzworträtsel auf Zeit lösen. Als bei meiner ersten Teilnahme dann der Erste „Fertig!“ gerufen hat, wurde ich sehr nervös und habe kurz danach auch mein Rätsel beendet. Leider hatte ich nicht die komplette richtige Lösung, sodass die Vorjahressiegerin sich nach ein paar weiteren Minuten, aber dafür mit 0 Fehlern, den Vize-Meistertitel sichern konnte und ich „nur“ Dritter wurde. Im Finale sollte man also vor der endgültigen Abgabe besser nochmal kurz über sein ausgefülltes Rätsel schauen und auf gar keinen Fall hektisch werden.

 

Können Sie mittlerweile schon am Klang eines Wortes hören, wie viele Buchstaben es hat?

Ich habe zwar schon ein paar Mal versucht, die Buchstabenanzahl von Wörtern zu ermitteln, allerdings fehlt mir für ein blitzschnelles Heraushören, besonders bei sehr langen Wörtern, die Übung. Dies lässt sich allerdings trainieren. Sobald ich ein Wort höre, kann ich es in seine Silben aufteilen. Wenn ich diese zusammenrechne, habe ich die Anzahl der Buchstaben parat. 

 

Sie sind u.a. Dozent für Mathematik und Physik an der Holzfachschule in Bad Wildungen. Bringen Sie Kreuzworträtsel auch in Ihren Kursen unter?

Ja, aber hier setze ich Kreuzworträtsel bisher eher selten ein. In meinen Kursen nutze ich sie entweder zum Abfragen des Vorwissens oder als Selbstkontrolle am Ende einer Unterrichtseinheit. Für den Unterrichtseinsatz benutze ich auch keine klassischen Schwedenrätsel, d.h. ich arbeite mit Kreuzworträtseln ohne Füllwörter. Inzwischen gibt es für diesen Zweck kostenlose Programme, die Kreuzworträtsel erstellen können, die zu 100 % aus vorgegebenen Wörtern eines ausgewählten Themenkreises bestehen. In Zukunft bietet es sich sicher für meine Fächer an, die Buchstaben auch mal durch Ziffern zu ersetzen, um mathematische Fragestellungen zu ermöglichen. 

 

Voraussichtlich wird 2024 wieder die Deutsche Kreuzworträtsel-Meisterschaft stattfinden. Werden Sie teilnehmen?

Wenn es eine neue Deutsche Kreuzworträtsel-Meisterschaft gibt, werde ich natürlich wieder antreten, um meinen aktuellen Titel zu verteidigen. Viel zentraler ist für mich aber, dass man bei den Meisterschaften auf viele andere interessante Kreuzworträtsel-Fans trifft. Es ist für alle Teilnehmer jedes Mal ein toporganisierter Tag, an dem niemand als Verlierer nach Hause geht. Ich hoffe, dass die Deutsche Kreuzworträtsel-Meisterschaft bald bekannter wird, damit eine deutschlandweit vernetzte sowie stets wachsende „Kreuzworträtsel-Gemeinschaft“ entstehen kann. 

Bildquellen

Titelbild - Markus Heyer (Bildrechte)