Der Weißfisch – Ein beliebtes deutsches Silvestergericht
Wenn im Kreuzworträtsel die Frage nach einem Weißfisch auftaucht, könnte es sein, dass sich erst einmal große Fragezeichen über unseren Köpfen bilden – denn es gibt doch so viele weiße Fische auf dieser Welt, oder? Das ist richtig. Es gibt über zweitausend Arten. Wir haben in unserer Kreuzworträtsel-Hilfe ungefähr 30 Weißfische für euch aufgelistet, die am meisten gesucht werden. Darunter sind auch die berühmtesten wie zum Beispiel der KARPFEN, der BELUGA oder der BITTERLING zu finden. Der Fisch mit den meisten Buchstaben, nämlich dreizehn, ist übrigens einer mit dem herrlichen Namen MODERLIESCHEN.
Aber was ist eigentlich ein Weißfisch genau?
Sie werden auch unter Karpfenfischen eingeordnet. Mit ungefähr zweihundert Gattungen sind sie die mit am meisten verbreiteten Fische der Welt. Weißfische lieben süßes Wasser und sind dementsprechend nicht im Meer sondern eher in Flüssen und stehenden Gewässern zu finden. Meist bevorzugen sie langsam fließendes Wasser. Es gibt jedoch auch Arten, die sich lieber in stark strömenden Bächen aufhalten. Dazu gehört zum Beispiel die ELRITZE.
Weißfische fressen am liebsten Pflanzen. Ihr Lieblingsgericht ist es, Algen von Steinen abzuschaben. Allerdings gibt es auch einige Jäger unter den Weißfischen. Diese fressen dann allerlei Kleintiere aus dem Wasser. Der DOEBEL ist eine dieser räuberischen Arten. All diese Essgewohnheiten funktionieren natürlich nicht ohne ein ordentliches Gebiss. Weißfische haben charakteristische Schlundzähne und zwar bis zu drei Reihen davon. Geschmacksempfindliche Barteln haben allerdings die wenigsten von ihnen. Das sind die fadenförmigen Hautorgane am Maulbereich der Fische, die auch als Tastorgan fungieren.
Und wie unterscheiden sich Weißfische von anderen?
Weißfische haben alle eine Körperform, die eher langgestreckt und hochrückig ist, sowie meist stachellose Flossen und Rundschuppen. Sie haben nur eine Rückenflosse und in der Regel sehen sie eher spindelartig aus. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: der KARPFEN zum Beispiel. Dieser ist eher kegelförmig. Die Länge der Fische kann sehr variieren. Es gibt Weißfische wie das ROTAUGE, die nur einige Zentimeter groß sind, und es gibt die Riesenbarbe, die über zwei Meter lang werden kann. In der durchschnittlichen Mitte liegt hierbei beispielsweise der DOEBEL (der manchmal auch AITEL genannt wird) mit sechzig Zentimetern. Mit seinem fast runden Körperschnitt kann dieser sich perfekt in schnellfließenden Gewässern bewegen. Einige Gattungen der Weißfische haben außerdem noch einen aus herausstehenden Schuppen gebildeten scharfen Bauchkiel.
Aber wo genau leben sie?
Da es ist nahezu jeder Region der Erde Süßwasser gibt, gibt es auch überall Weißfische. Der DOEBEL ist am meisten in den reißenden Flüssen zwischen Spanien und dem Kaspischen Meer zu finden. Der schlanke HASEL, der bis zu 30 Zentimeter groß werden kann, fühlt sich am wohlsten in den klaren und stillen Gewässern in Europa und Asien. Der im Durchschnitt 24 Zentimeter große STROEMER mag ebenfalls seine eher stilleren europäischen Gewässer.
Der KARPFEN, unser beliebter Speisefisch, war ursprünglich in Zuflüssen zum Kaspischen und Schwarzen Meer angesiedelt und wurde wahrscheinlich vor 8000 Jahren schon in der Donau entdeckt. Wilde Karpfen gelten heutzutage allerdings bereits als gefährdete Art und sind vom Aussterben bedroht. Wohingegen die Zuchtkarpfen durch den Menschen zur Bedrohung für die Natur geworden sind, weil sie sehr schädlich für das vorhandene Ökosystem sind: Sie verunreinigen einige Gewässer stark und drängen andere Fischpopulationen zurück. Durch eine nicht artgerechte Haltung entstehen außerdem Krankheiten, die sich ebenfalls auf andere Fische und Lebewesen in den Gewässern auswirken.
Wie wurde der Karpfen zum Speisefisch?
Bereits seit der Antike ist der Karpfen ein Speisefisch, der sich größter Beliebtheit erfreut. Die Römer brachten diesen Fisch von Asien nach Europa. Ab dem Mittelalter wurden die Karpfen bereits in Zuchtteichen gehalten. Umfangreiche christliche Speisegebote machten diesen Fisch letztendlich zu einem nicht wegzudenkenden Teil der Esskultur des Mittelalters, die bis heute anhält. Damals legte man extra Zuchtteiche an, um genügend Karpfen für die Fastenzeiten aufzuziehen. Und auch heute noch wird zur Fastenzeit und freitags in einigen Kulturkreisen Fisch gegessen. Heutzutage gibt es zahlreiche Karpfenzuchtbetriebe – vor allem hier bei uns in Deutschland. Das größte, wirtschaftlich genutzte Teichgebiet ist in der Oberlausitz. Nur in Australien ist das Züchten von Karpfen streng verboten, um einheimische Arten zu schützen.
Doch an den Feiertagen kommt der Karpfen trotzdem auf den Teller?
Insbesondere zu Weihnachten und Silvester ist der Karpfen ein beliebter Teil unserer Esskultur. Aber auch für die meisten Tschechen ist ein Weihnachten ohne Karpfen undenkbar.
Der Weihnachtskarpfen kommt ursprünglich aus den böhmischen Regionen. Dort wird er bis heute noch meistens lebendig gekauft, zu Hause geschlachtet, ausgenommen und paniert mit Zitrone serviert, wie ein Wiener Schnitzel. Allerdings gibt es auch andere Varianten der Zubereitung. Der Karpfen kann im Gewürzsud gekocht, mit allerlei Gewürzen gegrillt oder gebacken werden oder er wird scharf mit Paprikagemüse angerichtet.
Bei uns in Deutschland erfreut sich die fränkische Zubereitung großer Beliebtheit. In Franken wird der „Aischgründer Karpfen“ inklusive Schwanz und Flossen in zwei Hälften geteilt, in Mehl gewendet und schließlich in Öl gebacken. Dabei werden vor allem die essbaren Flossen sehr knusprig.
An Silvester spaltet allerdings eine bestimmte Zubereitung von Karpfen die Gemüter. „Karpfen blau“ - so hieß es damals auch bei mir zu Hause, erregte bei mir immer nur ein angeekeltes Schütteln des Kopfes, während der Rest meiner Familie sich dankbar über den in Essig gekochten Fisch hermachte: Die Schleimschicht der Haut färbt sich hierbei blau. Es eignen sich nur frische Fische, weil die Haut in der Regel sehr empfindlich ist.
Ähnlich wie Muscheln isst man Karpfen in Franken hauptsächlich in Monaten, die ein 'r' enthalten. Heutzutage ist dieser Fisch zwar ganzjährlich verfügbar, aber an dieser Tradition wird gerne festgehalten.
Die Karpfen sind bedroht – ein Virus breitet sich aus
Seit einigen Jahren gibt es ein gefährliches Virus, das sich dieses Jahr auch zunehmend in Deutschland ausbreitet: Das Koi-Herpes-Virus (KHV). Karpfenteiche sind hierbei besonders gefährdet und bedürfen einer Rettungsmaßnahme. Meist stirbt der gesamte Bestand nach einer Infektion seuchenartig. Für den Menschen hat das Virus zwar keine körperlichen Auswirkungen, aber umso mehr wirtschaftliche. Allerdings haben Forscher dieses Jahr vielleicht eine Lösung gefunden, die auf den ersten Blick unglaublich klingt: Waschmittelenzyme sollen den Karpfen retten. Es gibt Bestandteile in Waschmitteln, die die Viren auflösen können. Dann wollen wir doch mal hoffen, dass dadurch unser Festtagesessen gerettet wird!
Bildquellen
Titelbild: Karpfen im Wasser, via getstencil, Bildrechte bei der webgilde GmbH
Bild 1: Carp in the pond, Herbert Park, Dublin, Ireland; Type17, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons; https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ACarp_in_Herbert_Park_Pond%2C_Dublin.jpg