Sinnvolle Gedichte aus Anagrammen bilden - Ein Interview
Christopher Schnorr, Mediziner aus Hespe veröffentlicht in diesem Jahr sein zweites Buch mit eigenen Anagrammgedichten. Wir sprachen mit ihm über seine Leidenschaft am Anagrammieren an sich und der Idee sinnvolle Anagramme zu bilden.
Herr Schnorr, Sie sind selber Mediziner. Wie kommen Sie dazu Anagrammgedichte zu verfassen?
Dazu wurde ich durch meinen Vater, Robert Schnorr, angestiftet. Er hat zu Lebzeiten eine große Anzahl an Anagrammen entdeckt, sie aber nicht veröffentlicht. Die Anagrammgedichte sind sozusagen eine Koproduktion.
Was hat das Kennenlernen des Anagrammierens mit Ihnen gemacht?
Nach einer intensiven und lange Zeit kritischen Auseinandersetzung mit dem durchaus herausfordernden Inhalt dieser Form der Anagrammdichtung war ich davon begeistert und bin es immer noch.
Was fasziniert Sie am Anagrammieren, also der Bildung von Anagrammen?
Es ist einfach erstaunlich, wie die Sprache aus diesem nur scheinbar überschaubaren Buchstabenspielkasten des definierten Letternchaos eines vormals lesbaren Satzes sinnvolle Aussagen freigibt. Ich bin fasziniert vom verborgenen Sprachschatz, der sich entdecken lässt.
Sinnvolle Anagramme aus Respekt vor der Sprache
Viele Anagramme sind eher abstrus bis witzig, Sie selber legen Wert auf sinnvolle Anagramme und Anagrammgedichte. Warum?
Aus Respekt vor der Sprache und aus Freude an sinnvollen Lösungen.
Woher nehmen Sie ihre Ideen für Ihre Anagrammgedichte, was inspiriert Sie und wann?
Worte und Sätze sprechen mich an und ich wende mich ihnen zu. Das ist ganz ähnlich der Begegnung mit Menschen. Das Zustandekommen einer vertrauten Beziehung ist häufig unerklärlich und immer wieder ein kleines Wunder.
Auf Ihrer Seite finden Interessierte auch einen Anagramm-Prüf-Finder. Wie haben Sie diesen entwickelt und aus welchen Beweggründen heraus?
Da brauchte ich die nette Hilfe durch einen Programmierer. Ich wollte überall online eine Möglichkeit zum Finden und Prüfen von Anagrammen haben. Dem Leser soll´s auch hilfreich sein; einige Anagramme sind ja unglaublich, da steht dann als Einstieg wenigstens die Prüfung der Korrektheit zur Verfügung. Und dann kann jeder für sich auf die Suche gehen.
Worum geht es in Ihrem zweiten Buch, was bald erscheint?
Derr zweite Band mit Anagrammdichtungen soll zum Lutherjahr passen: Mit 95 Anagrammgedichten und einem Liedtext von Luther („Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“).
“Anagramieren ist noch nicht massentauglich.“
Stehen Sie im Austausch mit anderen Wortkünstlern, die Anagramme erstellen und wie ist dieser Austausch dann untereinander?
Ein lockerer Kontakt zu Schweizer Anagrammkollegen besteht. Es ist ein ausgefallenes Beschäftigungsfeld, das noch nicht massentauglich ist. Die Entscheidung für die Suche nach sinnvollen Anagrammen zieht den Kreis der Enthusiasten noch enger.
Wie finden Sie andere Wortspiele wie Scrabble zum Beispiel? Beim Scrabble muss man ja auch Anagrammieren können.
Oh, Scrabble ist ein prima Übungsfeld und ein schöner Spaß, Schüttelreime auch. Das Spiel mit Mehrfachbedeutungen von Worten, Sprachtücken im Alltag und erheiternde Wortsinnkombinationen machen den täglichen Routinebetrieb gleich bunter. Missbräuchlicher und respektloser Umgang mit Sprache gefällt mir nicht, dann auch nicht in der spielerischen Form.
Mehr über Anagramme erfahrt ihr bei uns auf wort-suchen.de, unter anderem findet ihr hier ein Gespräch mit Friedrich Wolfenter, der auch Anagramm-Poesie erschafft.
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- Anagramme erstellen Schnorr: Bildrechte bei der 1337 UGC GmbH
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