Kreuzwortkolumne #46 - Kolloid
Kolloide, das sind jene Klitzekleinstpartikel, Winzelteilchen, um nicht zu sagen Tüpfeltröpfchen, die sich in Gasen und (halb-)festen Flüssigkeiten, sogenannten Dispersionen tummeln. Manches Kolloid ist ausgesprochen lecker, wie etwa Schlagsahne, Mayo oder Leim. Andere, wie etwa Nebel und Rauch, sind durchaus gesundheitsgefährdend.
Ihr habt von Chemie keine Ahnung und wollt, dass das auch so bleibt? Dann schnüffelt doch mal in unsere Kreuzworträtsel-Hilfe hinein!
Kolloidsysteme und wo sie zu finden sind
Tenside wissen nicht, was sie tun!
Wenn zwei Substanzen, die einander eigentlich nicht riechen können, sich dennoch zu einer mehr oder minder cremigen Co-Existenz zusammenfinden, sprechen wir von einem Kolloidsystem. Die beiden gegensätzlichen Stoffe kolloidieren quasi miteinander. Möglich wird dies unter anderem durch Tenside. Das sind chemische Substanzen, die über je einen wasser- sowie einen fettliebenden Teil verfügen und somit in der Lage sind, diese eigentlich nicht mischbaren Flüssigkeiten auch gegen ihren Willen zusammen zu halten. Tenside sind daher sowas wie Scheidungskinder mit sehr, sehr starken Händen.
Emulsion - nur das macht Milch!
Kosmetika, Milch und Mayonnaise sind klebender Beweis dafür, dass selbst noch so tiefsitzende Hydrophobie überwunden werden kann. Uralte Grenzflächenspannungen lassen sich durch die bereits erwähnten Tenside soweit senken, dass die Phasentrennung aufgehoben wird und es zu einer Durchmischung der Tröpfchen kommt. Eintrübung ist hierbei ganz klar ein positives Zeichen.
Gelen ist strähniger denn sprayen!
Gele sind sowas wie geschmeidige Flüssigkeiten. Wir können aufgrund ihrer halbfesten Struktur mit ihnen schreiben, frisieren, zähneputzen oder backen, und das ganz und gar ohne Safran. Der Moment in dem sich kolloidiale Aggregate zu einem Gel vernetzen wird als Gelpunkt bezeichnet.
...und wenn Ihr uns streicht, schmieren wir nicht?
Pasten haben einen etwas höheren Feststoffanteil, zum Beispiel Metalle, Sedimente oder Fleischreste. Man kann sie als Affenfett aufs Brot streichen oder in Form von Zinksalbe auf Schürfwunden auftragen.
Der Sod ist ein Kleister aus Deutschland (Paul C. Leim)
Was ist das? Man kann darauf gehen, und bleibt dennoch stehen? Leim ist eine wässrige Klebstofflösung und bestand einst zu einem großen Teil aus organischen Zutaten wie etwa Haut, Knochen, Hirschgeweih etcetera. Auf örtlichen Litfaßsäulen trägt der Leim noch heute entscheidend zum Lokalkolloid bei.
Schlagsahnenforschung
Zunächst einmal müssen wir hier unmissverständlich klar stellen: Alles unterhalb 30% Fettgehalt ist bestenfalls Konsensmilch. Schlagsahne ist ein Kolloidsystem, ohne das viele Erdbeeren gar nicht wüssten, wer sie eigentlich sind. Die Originalmilch wird, nachdem sie der Kuh zu einem fairen Preis abgekauft wurde, bis auf <1 % heruntergefahren. Dann kommen 30 bis 35 Prozent Neufett hinzu, um Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Wird die flüssige Sahne nun bei einer Temperatur von 4 °C (was gleichfalls der Idealtrinktemperatur von Pils entspricht) leidenschaftlich bewegt, beziehungsweise geschlagen, so formen die untergehobenen Luftbläschen eine Wabenstruktur, welche der sonst recht phlegmatischen Milch ein wenig mehr Rückgrat verleiht. Sie ist nun beileibe kein Getränk mehr. Für eine höhere Festigkeit, beziehungsweise Steife, können sogenannte Sahnebläser herangezogen werden. Der Einsatz von Sahnestandmitteln, wie etwa Rahmhaltern, ist hingegen als Doping verpönt.
Zu tief ins Gas geschaut: Nebel
Im Nebel sind die Wassertröpfchen staubfein verteilt. An Wassersucht erkrankte Luft macht einen Kaltentzug und erreicht ihren Taupunkt. Aufgrund der Nähe zum Boden können wir das Licht, welches sich im Sprühstaub bricht, mit bloßem Auge erkennen. Dies führt leider nicht zu einer besseren Ausleuchtung der Fahrbahn. Im Gegenteil kann die Sichtweite bis auf viele hundert Meter stark eingeschränkt sein. Hupen hilft da nur bedingt. Überdies können in den Wasserpartikelchen zusätzlich Schmutzpartikelchen transportiert werden, wenn in der Nähe beispielsweise ein Öltanker einen Waldbrand ausgelöst hat oder aufgrund lokalen Vulkanismus der Ascheregen dieses Jahr etwas früher einsetzt. Da heißt es dann Verdeck zu, Scheibenwischer an und auf Hautatmung umschalten! Wussten Sie übrigens, dass Wagners Nebellungenlied während einer Londonreise entstand?
Über den Autor:
Dominik "Fachkolloidiot" Wachsmann wählte erst in der 13. Klasse den Chemie-Unterricht ab, da seine Dyskalkulie im Physikunterricht viel schwerer zum Tragen kam. Bis heute hat er von den Naturwissenschaften einen eher blassen Dunst. Von seinem Mathematiklehrer dazu ermutigt, zu seiner Sechs zu stehen und sich um die anderen Fächer zu kümmern, konnte er das letzte Abiturjahr doch noch leidlich genießen. Die Biologie blieb ihm jedoch nicht erspart. Immerhin ging es dort auch mal ans Eingemachte: Blut, Schweiß und Tränen, Leerlaufhandlung und Allele. Sein Biolehrer hatte außerdem die Angewohnheit, beinahe tonlos zu lachen.
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