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Palindrome. Wörter zum Fürchten?

erstellt am von  in  Wortkolumne 

Der Bekannte mit der übernatürlichen Fähigkeit

Ich spazierte mit einem Bekannten an einer Mauer entlang. Sie war mit unzähligen Plakaten beklebt, die Konzerte von Bands in der Stadt ankündigten. Darunter fand ich ein Plakat der Band „Knarf Rellöm". Ich hatte sie schon live gesehen und wollte meinem Bekannten davon erzählen, doch er fiel mir ins Wort:

„Wie witzig, Frank Möller rückwärts.“ rief er aus.

Ich war total baff. Knarf Rellöm ist nichts weiter als „Frank Möller“ rückwärts! Mein Bekannter hatte es sofort richtig erkannt, ohne jemals von dieser Band gehört zu haben. Offenbar hat er die übernatürliche Fähigkeit, aus dem Stehgreif Wörter rückwärts zu lesen. Ich bin kein Mediziner, aber ich denke, dass das nicht gesund sein kann. Gehirntechnisch ist es sicher anstrengend, alles Gelesene doppelt auszuwerten, um eventuell rückwärts geschriebene Botschaften zu entziffern.

Was es nicht alles gibt: Eibohphobie

So abwegig ist meine Sorge um den Gesundheitszustand meines Bekannten nicht. Ich sage nur: Eibohphobie. Die Angst vor Palindromen.

Palindrome sind Wörter, die vorwärts und rückwärts gelesen das Gleiche ergeben. „Knarf Rellöm“ ist also genau genommen kein Palindrom, sondern ein Ananym. Das ist ein Pseudonym, das man aus dem eigenen Namen bildet, indem man ihn rückwärts buchstabiert oder Buchstaben vertauscht. Ein typisches Palindrom ist das „Regallager“. Menschen, die unter Eibohphobie leiden, vermuten hinter einem Wort wie „Regallager“ ein böses Omen.

Wer unter Eibohphobie leidet, sollte Gnu-Wiesen meiden, denn er könnte in ein Palindrom treten: Gnudung.

Ich habe keine Angst vor Palindromen. Das liegt vielleicht daran, dass ich ein Palindrom nicht einmal erkennen würde, wenn es direkt vor mir steht. Mein Bekannter jedoch, der scheint grundsätzlich erst einmal von hinten nach vorne zu lesen. Wenn er zugleich noch abergläubisch ist, dann wird er wahrscheinlich meinen, dass hinter einem Satz-Palindrom wie diesem der Teufel steckt:

Niese fies, Nelli! Makellos solle Kamillenseife sein?

Natürlich steckt hinter diesem Satz mitnichten der Teufel. Wohl eher ein Wortkünstler, der Spaß daran hat, Sätze zu bilden, deren eigentlicher Sinn nicht im Inhalt besteht, sondern darin, dass man sie von vorn und hinten lesen kann.

Genau so einen Wortkünstler vermute ich inzwischen auch hinter dem Wort Eibohphobie. Falls es diese Phobie gibt, ist ihr Name psychologisch sehr unverantwortlich, denn er ist selbst ein Palindrom! Wenn ein Psychologe zu seinem Patienten sagt - „Herr Schmidt, ich habe hier Ihre Diagnose. Sie leiden an Eibohphobie.“ - dann kippt der Patient doch vor Angst vom Stuhl, weil der Doktor ihn so mit einem Palindrom malträtiert.

Ich habe keinen Psychologen gefunden, der die Eibohphobie kennt und lediglich diesen Hinweis bekommen: Wenn es nur einen Menschen gibt, der behauptet, er leide unter Palindromen, dann gibt es die Phobie. Ich sollte mal meinen Bekannten fragen, ob er sich fürchtet, wenn ich mich so von ihm verabschiede:

Ade, liebe Ella, red' nie in der Allee bei Leda!

Die hier zitierten Satz-Palindrome und noch weitere findest du bei Kamelopedia. Fallen dir noch bessere ein? Dann schreib uns einen Kommentar mit deinem Palindrom-Satz. Suchst du nach Ein-Wort-Palindromen? Dann schau doch mal in unsere Spezialwortliste "Palindrome".

Bildquellen

  • Ein Gnu: Jarno Elonen / wikipedia.org