Kundeninformation zum #blackfriday - Dominiks letzte Worte
Einkaufen könnte so schön sein, wenn es keine Kunden gäbe.
Es gibt ja grundsätzlich zwei Sorten von Einkaufenden: Kunden und Verbraucher.
Ein Verbraucher ist jemand, der Waren und Dienstleistungen erwirbt und dann im Rahmen seiner Bedürfnisbefriedigung konsumiert.
Ein Kunde ist das, was in der Warteschlange immer vor einem steht.
Der Begriff Kunde meint eigentlich einen geistigen Zustand, der dann eintritt, wenn das Oberstübchen Räumungsverkauf hat.
Im Gegensatz zum Verbraucher hat sich der Kunde seine Bedürfnisse von Marketingexperten ins Gehirn pflanzen lassen. Diese künstlich geweckten Bedürfnisse sind wiederum Grundlage für alles, was der Handel verzapft. Und darum hat der Kunde nun ganzjährig die Möglichkeit, frische Avocados wegzuschmeißen.
Man braucht doch wirklich keine Marktforschungsinstitute um herauszufinden, was der Kunde möchte: er will im Einzelhandel sämtliche Gratisproben vertilgen und danach online das "all you can eat-Büffet" nachschieben. Er will für 20 euro mit der Karte bezahlen und dabei 200,- Bargeld abheben. Der Kunde will nicht nach der Paybackkarte gefragt werden und gleichzeitig will er doch nach der Paybackkarte gefragt werden. Man nennt dieses Phänomen auch Schrödingers Kasse.
Der Kunde per se ist in den meisten Fällen so dumm wie die Gratisbeilage Haargel in einer Modezeitschrift. Er schaut sich die neue McDonalds-Kampagne an und er glaubt tatsächlich, für 1 Euro Biorindfleisch fressen zu können, garniert mit einer Beilage feldfrischen Salates, welcher sich nach Öko-Richtlinie nicht einmal in der Nähe von Biofleisch aufhalten dürfte.
Das größte Kulturverbrechen, welches jemals im Namen des Kunden begangen wurde, ist die Werbung. Als ich klein war gab es laut Fernsehwerbung zwei Kategorien von Kaffee. Es gab einmal den Herkömmlichen, den die Ehefrau morgens ihrem Gatten zubereitete, und dann gab es den "Guten", den die Nachbarin auf Empfängen servierte. Die Nachbarin, ihrerseits Zahnarztfrau, wusste außerdem darüber bescheid, wie man die Beläge von gutem Kaffee, leichten Zigaretten und walfischbasiertem Lippenstift wieder schonend von den dritten Zähnen runterbekam. Ihre Spülmaschine konnte hervorragend klarspülen, so dass sie keine Zeit damit vergeuden brauchte, Weingläser nachzupolieren. Deshalb klappte es auch mit ihrem Nachbarn, der vor dem schlechten Kaffee seiner Frau zu ihr geflüchtet war.
Kunden sind Menschen die für Kapselkaffee den aktuellen Kokslistenpreis hinblättern und sich billigen Sprühschinken im Discounter besorgen. Und sie würden sich noch ihren Haarschnitt bei Amazon bestellen, wenn das ginge. Das wäre doch mal was, ein zur Hächseldrohne umgerüsteter Rasenmäher kommt durchs Fenster geflogen und setzt sich auf die Kundenrübe. Und wenn das Paypalkonto nicht gedeckt ist... schrappschrappschrapp!
Man muss doch wirklich nicht jeden verdammten Stöpsel im Internet bestellen!
Zuerst geht man in den Baumarkt und fragt dort das Fachpersonal nach einem Stöpsel für das Restebecken der Küchenspüle mit 8 Zentimetern Durchmesser. Lasst euch dann vom Fachpersonal bestätigen, dass ein solcher Stöpsel nicht existiert. DANN erst nehmt ihr die Bestellung bei Ebay vor.
2017 ist der Supergau eingetreten und die Geschäfte waren von Sonntag dem 24. bis einschließlich Dienstag den 26. Dezember geschlossen. Wie wir aus der der Bibel wissen kommt nichts Gutes dabei raus, wenn irgendwo drei Tage lang der Eingang zu bleibt. Darum gibt es als Nachteilsausgleich mehrmals im Jahr verkaufsoffene Sonntage, um zum Beispiel von Landtagswahlen abzulenken.
Die Weihnachtseinkaufsaison beginnt übrigens am Black Friday, vier bis sechs Wochen vor Beginn der Familiendrama-Saison.
Was dem Werwolf der Mond ist dem Kunden der Black Friday.
An diesem Tag rennt er auch mal eine schwangere Frau über den Haufen um schneller an den Grabbeltisch mit den reduzierten Babysachen zu kommen.
Im Grunde hat der Kapitalismus zwei Sorten Arschloch hervorgebracht: Kunde und Verkäufer. Beide begegnen sich während eines Geschäftes - das kann kein Zufall sein.
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