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Was macht eigentlich ein Namensforscher?

Was macht eigentlich ein Namensforscher?

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Mit dem Thema Namen setzen wir uns normalerweise nicht so oft auseinander. Wir wollen vielleicht wissen, was unser eigener Name bedeutet. Als werdende Eltern überlegen wir sehr lange, welcher Name der beste für das Kind ist. Seit es auf wort-suchen.de einen Namensgenerator gibt, habe ich mich noch ein wenig mehr mit Namen befasst. Dabei habe ich einen Mann gefunden, der Namen doch tatsächlich zu seinem Beruf gemacht hat: Der Namensforscher Lutz Kuntzsch. Hier stelle ich ihn und seine Arbeit vor.

Wie das Interesse für Namen zum Beruf wird

Lutz Kuntzsch arbeitet seit fast 20 Jahren bei der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und ist dort Namen- und Sprachberater. Er hatte einst in Leipzig Germanistik studiert und ein Seminar zur Namenskunde besucht. Schon damals hatte ihn das Thema fasziniert:

Das liegt am Besonderen der Namen, wie auch der Wörter insgesamt. Sie sind ja ein Teil des Wortschatzes. Mit einem Namen sind eben gewisse Dinge verbunden, die eine Person oder Persönlichkeit prägen. Namen können Gefallen oder Missfallen auslösen.

Lutz Kuntzsch hilft Eltern bei der Namenssuche

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Namensberatung. Er spricht oft mit Eltern, die auf der Suche nach einem Namen für ihr Kind sind. Kuntzsch hat dabei schon viele spannende Geschichten und Anfragen erlebt:

Es gab zum Beispiel eine Geschichte um die sächsische Stadt Freiberg. Chinesen hatten dort studiert und wollten ihre Kinder unbedingt Frei und Berg nennen. Da sagen wir natürlich erstmal: "Das geht nicht, das kommt doch von dem Städtenamen!" Aber man muss dann trotzdem weiter suchen, ob es nicht in einer anderen Sprache möglich ist. Frei und Berg gibt es als eingetragene Namen mit unter anderem holländischen Wurzeln. Beide Namen konnten wir also doch eintragen.

Solche Einschätzungen der Gesellschaft für deutsche Sprache können für werdende Eltern die letzte Rettung sein. Es kommt vor, dass das Standesamt den Wunschnamen für ein Kind nicht sofort anerkennt. Die Namensforscher der Gesellschaft für deutsche Sprache schreiben ein Gutachten, das erklärt, dass gegen den Namen sprachlich nichts einzuwenden ist. In den meisten Fällen wird der Name dann vom Standesamt anerkannt.

Darf ich mein Kind nach Pippi Langstrumpf benennen?

Doch nicht immer sind Lutz Kuntzsch und seine Kollegen der Meinung, dass ein Name vergeben werden sollte. Eine berühmte Romanfigur ist da ein gutes Beispiel:

Es gab Eltern, die wollten ihre Kinder nach Pippi Langstrumpf benennen. (Anm: Der volle Name von Pippi lautet: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf.) Da haben wir gesagt: Pippi und Lotta geht. Aber bei Rollgardina und Pfefferminz müssen wir das Kindswohl im Auge behalten. Wir haben dann gesagt, dass Minza geht. Der Name Minza wurde in Deutschland schon mehrfach vergeben.

Lutz Kuntzsch arbeitet mit einer Namens-Datenbank, in der er viele bereits vergebene Namen recherchieren kann. Im digitalen Zeitalter und mit dem Internet ist die Suche natürlich leichter. Als er mit der Namensforschung angefangen hatte, da hat er mit seinen Kollegen Bücher gewälzt um beispielsweise herauszufinden, was ein typischer Name in Afrika ist. Das ist bis heute so, denn das Internet ist nicht immer eine Hilfe:

Wissen Sie, da kann ja jeder etwas reinschreiben. Manche wollen einen besonderen Namen haben und sagen uns: "Der steht doch im Internet!" Dabei haben sie ihn selbst reingeschrieben. Uns ist es lieber, wenn wir seriöse Belege haben und der Name vielleicht auch noch in einem Buch steht. Wenn es um ausländische Namen geht, schauen wir, ob es Politiker oder Sportler gibt, die so heißen. Musiker eher weniger, das können ja Künstlernamen sein.

Veränderungen in der Namenswelt im Abstand von 30 bis 50 Jahren

Aber gerade die Kunst und die Medien sorgen dafür, dass sich im Forschungsfeld von Lutz Kuntzsch etwas bewegt. Als Lena Meyer-Landruth die Herzen der Deutschen erobert hatte, gab es einige Mädchen mit dem Namen Lena. Doch langfristig gesehen, erzeugen solche Wellen keine Veränderung in der Welt der Namen. Man muss schon größere Zeitspannen betrachten, um bestimmte Namenstrends zu erkennen: 30 bis 50 Jahre, so Kuntzsch:

Namen verändern sich oft. Betrachtet man ein Zeitfenster von zehn Jahren, denkt man: Da verändert sich wenig. Doch man muss in Generationen denken. So wurde der Name Paul vor 100 Jahren viel vergeben. Zu der Zeit, als ich geboren wurde, stand dieser Name für einen alten Menschen. Aber seit 10 bis 20 Jahren verbreitet er sich wieder von Norden und von Berlin aus. Paul ist jetzt so weit verbreitet, dass er in der Liste der beliebtesten Vornamen wieder unter den ersten zehn ist. Bei den Mädchen ist dasselbe mit Emma passiert.

Die Liste der beliebtesten Vornamen

Welche Namen aktuell angesagt sind haben wir für dich recherchiert:

Die Geschichte der beliebtesten Vornamen

Wühlt man sich ein wenig durch die Listen der beliebtesten Vornamen auf der Webseite der GfdS, fällt in den 90ern der Name Kevin sehr oft ins Auge. Dieser Name hat eine besondere Karriere hingelegt. Einst war er ein Mode-Name, heute gibt es oft negative Assoziationen. Der Begriff "Kevinismus" ist in aller Munde. Solche Entwicklungen sind Lutz Kuntzsch natürlich bekannt:

Ja, so etwas ist wichtig für uns. Ich kenne die Forschung und ich bin da immer ein bisschen skeptisch. Ähnlich war es vor einiger Zeit mit dem Namen Detlef. Man sollte das nicht überbewerten. Der ganze Kevinismus, das wird mitunter auch übertrieben. Wer sein Kind Kevin nennen will, der macht das auch.

Lutz Kuntzsch möchte kein „Namenspolizist“ sein

Die Medien berichten gern über die außergewöhnlichen Namen von Promi-Kindern. Die Tochter von Rapper Kanye West zum Beispiel heißt North West. Die Schauspielerin Gwyneth Paltrow hat ihrer Tochter den Namen Apple gegeben. Auch einige deutsche Eltern wollen solche besonderen Namen für ihre Kinder und stoßen dann bei Lutz Kuntzsch und der Gesellschaft für deutsche Sprache an Grenzen:

Wir müssen uns ja nicht an allem ein Vorbild nehmen. Schließlich läuft der Mensch ein ganzes Leben lang mit dem Namen rum. Es ist mitunter eine schwierige Situation, wenn wir mit den Eltern reden. Es geht ja um ihre Kinder, sie wollen etwas ganz besonderes für sie haben. Aber die meisten Eltern sind dann einsichtig. Wenn Eltern ihr Kind Matz nennen wollen, dann sage ich: Als Kind ist das hübsch, aber als erwachsener Mann? Oft hilft hier ein zweiter Vorname. Daran kann man sehen: Wir sind keine Polizei. Wir verbieten nichts, wir wollen nur sprachliche Hinweise geben und letztendlich entscheiden die Standesämter.

Lutz Kuntzsch probiert unseren Namensgenerator

Lutz Kuntzsch war dann auch neugierig und hat unseren Namensgenerator ausprobiert. Er hat seinen Namen eingegeben, um zu sehen, welche Anagramm-Namen sich aus den Buchstaben LUTZ bilden lassen. Da wäre der schweizerdeutscher Name UTZ. Oder der Mädchenname LUZ. Namen, die er nun bei Interesse weiter erforschen kann.

Vielen Dank an Lutz Kuntzsch für das Gespräch!

Auf der Suche nach einem Namen?

Probier doch auch einmal unseren Namensgenerator!

Welchen Namen darf ich meinem Kind geben?

Diese Frage kann dir unser Namensgenerator natürlich nicht beantworten. Die Experten von der Gesellschaft für deutsche Sprache schon! Hier geht es zu ihrer Namensberatung

Bildquellen

  • Lutz_Kuntzsch_Namensforscher: privat, Lutz Kuntzsch